Buchinfo
Natürlich lassen sich Bücher über den heimischen Computer rasch und bequem beziehen. Aber es gibt Orte, wo es lustvoller und überraschender ist, auf die Suche zu gehen. Wo sich hinter der Eingangstür ein eigenes Reich auftut. Um solche besonderen Buchhandlungen geht es hier.
Fünfzig Schriftsteller, unter ihnen Durs Grünbein, Peter Stamm, Katja Lange-Müller, Annette Pehnt, Felicitas Hoppe, Urs Widmer, Georg Klein und Adolf Muschg, porträtieren ihre Favoriten. Es ist eine Einladung zu einer Entdeckungsreise quer durch Deutschland: Von Aachen bis Leipzig, von Rostock bis Freiburg. Und in einigen Fällen auch darüber hinaus.
Entstanden sind höchst subjektive, auch witzige Porträts, die Einblick geben in eine verheißungsvolle Welt und von ihren Bewohnern ebenso erzählen wie von den Vorlieben der Gäste. Die Türen sind offen - für alle, die hindurchgehen wollen.
Buchbeginn
Wenn die Wetterau das Zentrum der Welt ist, die ich bin, dann ist die Bindernagelsche Buchhandlung in Friedberg in der Wetterau das Zentrum dieses Zentrums. Im Grunde stammt alles von dort. Meine Buchhandlung, mein Leben.
Der Inhaber, Christian Herrmann, ist eigentlich Schauspieler. Als ich jung war, ging ich zu seinen Lesungen hin. Hölderlin, Tieck. Zum ersten Mal hörte ich Poesie. Zum ersten Mal hörte ich jemanden sprechen. Urbilder. In meinem Elternhaus hingen ja keine Gainsboroughs.
Zitate
"Nicht immer ließ sich die Frage nach der einen Lieblingsbuchhandlung klar und eindeutig beantworten. Auch von solcher Schwierigkeit, also einem Geschäft den Vorzug vor einem anderen zu geben, wird erzählt. Zuweilen waren Vorbehalte nicht aufzulösen. Alex Capus meldete aus der Schweiz: ,Da werden ja alle anderen böse, diese Frage beantworte ich auf gar keinen Fall! Buchhändler sind eifersüchtig wie Frauen.' Umstimmen ließ er sich nicht."
"Heinrich Steinfest
Bücher sind Lebensmittel, das ist gar keine Frage. Nicht, dass man alleine von Büchern satt wird, so wenig wie von der Liebe. Aber man möchte ja nicht nur satt sein, sondern auch gut genährt, gesund, man möchte blühen und reifen."
"Anna Katharina Hahn
Beim Ersteigen der Neckarhalde beschleunigt sich mein Schritt, die Handflächen werden feucht, mit pochendem Herz gehe ich vorbei an Uhlands Geburtshaus, dann stehe ich vor Quichottes Schaufenster und betrachte die Auslage, von blanker Gier überwältigt wie jedes Mal, angesichts dieser köstlichen Mischung aus Altvertrautem, lange Bekanntem, von dem man doch nie genug bekommt: Inger Christensen, Elizabeth Bowen, Friedrich Glauser. Daneben Novitäten, die man gerne kosten möchte: Dagmar Leupods neuer Roman, das Ehepaar Humboldt, Levi-Strauss, Verlockungen von Lyrik und Theorie. Wolfgang Zwierzynskis Buchhandlung erweckt in mir den Wunsch, mir so viel wie möglich einzuverleiben, und von diesem Wunsch beseelt, drücke ich mich durch die Tür..."
"Frédéric Valin
Meistens weiß ich nicht, was ich haben will, wenn ich in meinen Lieblingsbuchladen gehe. Ich vergesse oft, wie viel mich interessiert. Manchmal glaube ich, dass mich fast nichts mehr interessiert. Dann stelle ich mich vor den Spiegel und sehe nach, wie Selbstmitleid aussieht. Und dann lachen wir beide, mein Spiegelbild und ich."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen