Samstag, 13. September 2025

Will Schwalbe: An diesem Tage lasen wir nicht weiter

Will Schwalbe lebt als Autor in New York. Er war Journalist bei der New York Times und Cheflektor bei den Verlagen William Morrow und Hyperion. Nachdem er aus der Verlagswelt ausgestiegen ist, gründete er die Online-Kochrezeptsammlung Cookstr. Er lebt als Autor in New York.

Ich finde ja, der englische Titel "The End of Your Life Book Club" hört sich viel besser an.

Will Schwalbe erzählt vom letzten Jahr mit seiner Mutter, die an Bauspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist und zu Beginn des Buches nicht weiß, wie lange sie noch zu leben hat. Dieser Krebs ist mit einer der schlimmsten, da er nicht so einfach aufzufinden ist. Man bemerkt ihn eigentlich erst, wenn er Metastasen gestreut hat, weil dann andere Organe angegriffen werden.

Will Schwabe erzählt über dieses Jahr nur aus seiner Perspektive, so, wie er das Jahr mit seiner Mom verbracht hat.

Zu einem Leseclub braucht man wenigstens zwei Leseratten. Und dieser spezielle Club begann mit "einer der beiläufigsten Fragen, die zwei Leute einander stellen können: 'Was liest du gerade?'"

In erster Linie habe ich mir das Buch gekauft, weil es hier ums Lesen geht und um Bücher. Aber dieses Thema war dann doch irgendwie die Nebensache, weil es hier hauptsächlich um Will Schwalbes Mutter geht, die hier um ihr Leben kämpft. Der Krebs kann zwar nicht geheilt werden, aber die Ausbreitung kann verlangsamt werden und damit vielleicht, mit ein wenig Glück, ein paar Wochen oder Monate gewonnen werden. Sie durchläuft die Chemotherapie, muss Fragen nach Schmerzen ehrlich beantworten, um die Medikamente richtig dosieren zu können. Dabei möchte sie das Wort "Schmerzen" gar nicht benutzen, sondern lieber davon reden, "wie unwohl sie sich fühlte".

Sie hatte gute und weniger gute Tage, wobei frustrierend war, dass sie nie wusste, was sie wann für einen Tag hatte, was natürlich die Lebensplanung beeinträchtigte. Feiertage waren zu planen, Besuche (auch in ihrem Büro) usw. Für einen Blog schrieb sie ihrem Sohn Beiträge, und zwar so, als wenn Will sie geschrieben hätte, der den Blog damit füllte. Es wäre einfach zu viel und zu anstrengend für sie gewesen, den vielen Kollegen, Freunden und Bekannten per E-Mail oder Brief zu schreiben.

Sie war eine beschäftigte Frau. Nicht nur, dass sie voll berufstätig war, sie war in der Flüchtlingshilfe beschäftigt. Und ein großes, wenn nicht ihr größtes Anliegen war es, in Afghanistan eine Bibliothek aufzubauen.

Über Mary Anne Schwalbe möchte ich unbedingt mehr erfahren. Im Internet habe ich leider keine deutsche Biografie über sie gefunden. Es existiert ein Filmchen, ich nehme an, ihr wurde dort die Ehrendoktorwürde verliehen.

Marina Vaizey, eine Freundin von ihr, sagte über sie:

[…]

Dieses Buch hat zwar ein trauriges Thema, ist aber absolut mutmachend. Diese Frau hört man nicht klagen. Ich weiß es nicht mehr wörtlich, aber als ihr Sohn fragt, ob sie es nicht als Unglück empfindet, zu wissen, dass sie sterben wird oder überhaupt diese Krankheit zu haben, meint sie, dass sie Glück hat. Sie hat die Möglichkeit, gute Ärzte um sich zu haben, die richtigen Medikamente zu bekommen. In einer Apotheke zahlt sie die Medizin für eine junge Frau, der diese plötzlich nicht mehr von der Kasse bezahlt wird.

Wenn ich die Angewohnheit von Wills Mom hätte, immer erst das Ende eines Buches zu lesen, hätte ich mir das Rausschreiben der Bücher während des Lesens ersparen können. Eine solche Leseliste ist nämlich am Ende zugefügt. Es stehen aber auch einige dabei, die nur benannt wurden.

Louisa May Alcott, Betty und ihre Schwestern

Dante Alighieri, Purgatorio (Göttliche Komödie)

W. H. Auden, "Musée des Beaux Arts" aus Collected Poems

Jane Austen

Russell Banks, Gegenströmung

Muriel Barbery, Die Eleganz des Igels

Ishmael Beah, Rückkehr ins Leben

Alan Bennett, Die souveräne Leserin

Die Bibel

Elizabeth Bishop

Roberto Bolano, Die wilden Detektive

The Book of Common Prayer

Geraldine Brooks, Auf freiem Feld; Die Hochzeitsgabe

Buddha, Das Diamant-Sutra

Lewis Carroll, Alice im Wunderland

Robert Chapman, Billy Budd, Bühnenfassung und Drehbuch, zusammen mit Louis O. Coxe

Sindy Cheung, "I am Sorrow" (Ich bin Leid)

Julia Child, Mastering the Art of French Cooking

Agatha Christie

Karen Connelly, The Lizard Cage

Pat Conroy, Der große Santini

Colin Cotterill

Roald Dahl, Charlie und die Schokoladenfabrik

Patrick Dennis, Tante Mame

Charles Dickens

Joan Didion, Wie die Vögel unter dem Himmel; Das Jahr magischen Denkens

Siobhan Dowd

Nancy Hatch Dupree

Dave Eggers

T. S. Eliot, Mord im Dom

Ralph Waldo Emerson

F. Scott Fitzgerald

Ian Fleming, Tschitti Tschitti Bäng Bäng

Ken Follett, Die Säulen der Erde

Esther Forbes, Paul Revere and the World He Lived In; Johnny Tremain

E. M. Forster, Wiedersehen in Howards End

Anne Frank, Das Tagebuch der Anne Frank

Erle Stanley Gardner

Nikki Giovanni

William Golding, Herr der Fliegen

Sue Grafton

Günter Grass, Die Blechtrommel

Die Haggadah

David Halberstam, The Coldest Winter

Susan Halpern, The Etiquette of Illness

Mohsin Hamid, Der Fundamentalist, der keiner sein wollte

Patricia Highsmith, Zwei Fremde im Zug; Salz und sein Preis; Der talentierte Mr Ripley

Andrew Holleran

Khaled Hosseini, Der Drachenläufer; Tausend strahlende Sonnen

Henrik Ibsen, Hedda Gabler

John Irving, Owen Meany

Christopher Isherwood, The Berlin Stories; Christopher und die Seinen

Jerome K. Jerome, Drei Männer in einem Bott

Ben Johnson, Volpone

Crockett Johnson, Harold and the Purple Crayon

Erica Jong, Angst vorm Fliegen

Jon Kabat-Zinn, Gesund durch Meditation; Im Alltag Ruhe finden; Zur Besinnung kommen

Walter Kaiser

Mariatu Kamara, Das Mädchen ohne Hände

Carolyn Keene, Nancy Drew (Serie)

John F. Kennedy, Profiles in Courage

Elizabeth T. King

Larry Kramer

Jhumpa Lahiri, Melancholie der Ankunft; Der Namensvetter; Fremde Erde; Einmal im Leben

Anne Lamott, Traveling Mercies

Stieg Larsson, Verblendung

Victor LaValle, Big Machine

Munro Leaf, Ferdinand der Stier, illustriert von Robert Lawson

Dennis Lehane

Donna Leon

C. S. Lewis, Die Chroniken von Narnia

Alistair MacLean, Agenten sterben einsam; Die Kanonen von Navarone; Souvenirs; Geheimkommando Zenica

Malcolm X, Malcolm X. Die Autobiographie

Thomas Mann, Tonio Kröger; Der Tod in Venedig; Der Zauberberg; Mario und der Zauberer; Joseph und seine Brüder

Ngaio Marsh

". Somerset Maugham, Der Menschen Hörigkeit; Der bunte Schleier; "Der Kirchendiener" (Kurzgeschichte)

James McBride, Die Farbe von Wasser

Val McDermid

Ian McEwan, Am Strand

Hermann Melville, Billy Budd

James Michener

Arthur Miller, Tod eines Handlungsreisenden

Rohinton Mistry, Das Gleichgewicht der Welt

Margaret Mitchel, Vom Winde verweht

J. R. Moehringer, Tender Bar

Toni Morrison

Daniyal Mueenuddin, Andere Räume, andere Träume

Alice Munro, Zu viel Glück

Iris Murdoch

Nagarjuna, Siebzig Strophen über die Leerheit

Soseki Natsume, Kokoro

Iréne Némirovsky, Suite Francaise

Edith Nesbit, The Railway Children

Barack Obama, Ein amerikanischer Traum

John O'Hara, Begegnung in Samarra

Mary Oliver, Why I Wake Early; darin enthalten "Where Does the Temple Begin, Where Does It End?" (Wo beginnt der Tempel, wo endet er?)

Frances Osborne, The Bolter

Sara Paretsky

Randy Pausch, Last Lecture: Die Lehren meines Lebens

Susan Pedersen, Eleanor Rathbone and the Politics of Conscience

Harold Pinter, Der Hausmeister

Reynolds Price, Feasting the Heart

Thomas Pynchon

Arthur Ransome, Swallows and Amazonas

Dr. David Reuben, Alles, was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten

David K. Reynolds, A Handbook for Constructive Living

F. W. Robertson

Marilynne Robinson, Das Auge des Sees; Gilead; Haus ohne Halt

David Rohde

John Ruskin

Tim Russert, Big Russ and Me

David Sedaris

Maurice Sendak, Wo die wilden Kerle wohnen; In der Nachtküche

Peter Shaffer, Equus - Blinde Pferde; Fünffingerübung

William Shakespeare, König Lear; Othello

George Bernard Shaw, Die heilige Johanna

Dr. Bernie Siegel, Prognose Hoffnung. Liebe, Medizin und Wunder

Alexander McCall Smith, Mma Ramotswe und der verschollene Bruder

Alexander Solschenizyn, Der Archipel Gulag

Wallace Stegner, Zeit der Geborgenheit

Edward Steichen, The Family of Man

Wallace Stevens

Lydia Stone, Pink Donkey Brown, illustriert von Mary E. Dwyer

Elizabeth Strout, Mit Blick aufs Meer

Josephine Tey, Der Erbe von Latchetts

William Makepeace Thackeray

Michael Thomas, Man Gone Down

Mary Tileston, Daily Strength for Daily Needs

Colm Toibin, Die Geschichte der Nacht; Das Feuerschiff von Blackwater; Porträt des Meisters in mittleren Jahren; Brooklyn

J. R. R. Tolkien, Der Hobbit; Der Herr der Ringe

William Trevor, Felicias Reise

Liv Ullmann

John Updike, Ehepaare; Die Tränen meines Vaters

Leon Uris

Marina Vaizey

Sheila Weller, Girls Like Us

Elie Wiesel, Die Nacht

Tennessee Williams, Endstation Sehnsucht

P. G. Wodehouse

Geoffrey Wolff, The Duke of Deception

Herman Wouk, Die Caine war ihr Schicksal; Marjorie Morningstar; Der Feuersturm

Einige dieser Bücher habe ich gelesen, einige stehen noch in meinem Regal. Aber die meisten kenne ich nicht. So einige möchte ich aber gerne kennen lernen. Und das sind ausgerechnet solche, um die ich bisher einen großen Bogen gemacht habe. Weil sie mir zu schrecklich vorkommen, weil ich mir nicht vorstellen mag, zu was Menschen fähig sein können.

Selbst Wills Mom, die dafür plädiert, dass jeder eine zweite Chance erhalten sollte, macht Ausnahmen.

Unbedingt lesen möchte ich „Rückkehr ins Leben“ von Ishmael Beah. Beah war ein Kindersoldat, der den Ausstieg geschafft hat. Und unbedingt lesen möchte ich „Das Mädchen ohne Hände“ von Mariatu Kamara, die ein Martyrium hinter sich hat und nicht aufgegeben hat.

In diesem Buch habe ich nur ansatzweise erfahren, was diese beiden Menschen in ihrem Leben erfahren haben. Und wenn sie es geschafft haben, darüber auch noch zu schreiben, werde ich wohl den Mut aufbringen, ihre Geschichten zu lesen.

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