Sonntag, 31. August 2025

Tillie Olsen: Was fehlt - Unterdrückte Stimmen in der Literatur (1978)

 Buchinfo

Anhand verblüffender Aussagen von Schreibenden beleuchtet Tillie Olsen, auf welch vielfältige Weise der schöpferische Geist seit jeher unterdrückt wurde. Neben den großen Gestalten wendet sie sich vor allem den Marginalisierten zu, den Schriftstellerinnen, deren Kräfte in Häuslichkeit und Mutterschaft aufgerieben wurden, deren soziale Herkunft, sexuelle Orientierung oder Hautfarbe zu Ausgrenzung und Isolation führten. Sie öffnet den Blick für jene, die aufgrund der Umstände überhaupt keine Sprache finden konnten und einzig als Leerstellen in der Literatur auszumachen sind. Denn erst wenn wir anerkennen, was fehlt, können wir unsere Gesellschaft und die Literatur, die sie hervorbringt, richtig verstehen.


Buchbeginn

Die Geschichte, ja die Gegenwart der Literatur ist in den Mantel des Schweigens gehüllt: Bald ist es das jahrelange Schweigen anerkannter Größen der Literatur, bald ein Schweigen im Verborgenen; manchmal das Verstummen, nachdem ein Werk erschienen ist; manchmal die Tatsache, dass es gar nicht erst zu einer Veröffentlichung in Buchform kommt.

Was passiert in dieser Zeit mit der Schöpferin oder dem Schöpfer, mit dem schöpferischen Prozess? Was braucht das Schöpferische, um sich verwirklichen zu können? Ohne die Absicht oder den Anspruch, literaturwissenschaftlich vorzugehen, verspürte ich im Laufe der Jahre das Bedürfnis, alles darüber zu lernen, was ich in Erfahrung bringen konnte, blieb ich doch selber fast stumm und musste die Schriftstellerin in mir wieder und wieder sterben lassen.

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