Berit und ihr Vetter Nils Boyum Torgersen führen ein Briefbuch. Was für eine tolle Idee, dachte ich, als ich das Buch vor Jahren das erste Mal las.
Nils kommt nächstes Jahr auf die Oberschule und findet Berits Idee, ein Briefbuch, das dann zwischen Oslo und Fjærland hin und her pendelt, doch nicht so schlecht. Und so hat er ein Buch gekauft und schreibt nun den ersten Brief an Berit. Er berichtet ihr von der seltsamen Frau mit dem zerfetzten Buch in der Handtasche, die sie während eines Urlaubs gemeinsam gesehen haben. Diese Frau traf er im Buchladen wieder - und sie sabbert, als wären die Bücher aus Schokolade. Und sie wollte sich unbedingt finanziell an dem Briefbuch beteiligen.
Was für ein Zufall, denn Berit begegnete der Frau ebenfalls und folgte ihr heimlich. Und sie nahm einen Brief an sich, den die Frau verlor. Er ist an eine Bibbi gerichtet, geschrieben von einer Siri. Es geht darin um ein Antiquariat, das anscheinend von gestern auf heute verschwunden ist. Der Verkäufer bot Siri ein Buch an, das nagelneu war und erst im kommenden Jahr erscheinen sollte. Es ist quasi noch nicht mal geschrieben.
Weiterhin geht aus dem Brief hervor, dass Bibbi wohl die einzige wirkliche Bibliografin in Norwegen sein soll.
Jostein Gaarder ist einfach fantastisch (dabei kenne ich bisher nur dieses eine Buch von ihm). Er stattet Nils mit einer Fantasie aus, die es ihm gestattet, aus den wenigen bisherigen Informationen über Bibbi Bokken einen köstlichen Schulaufsatz zu schreiben.
Die Geschichte regt Kinder an, nicht jede Information für bare Münze zu nehmen, sondern nachzuforschen, ob sie der Wahrheit entsprechen kann. Und so macht es unheimlich Spaß, zu sehen, wie Berit und Nils leserisch zu ihren Schlussfolgerungen kommen.
Ein Zitat möchte ich hier unbedingt anfügen:
"Obwohl viele sicher finden, das seien Bücher für kleine Kinder, sind sie doch auch noch ziemlich schön, wenn wir älter sind. Sie erinnern uns natürlich an Sachen, die wir vergessen haben (...) Außerdem geben sie uns eine Art Geborgenheit in einer unruhigen Welt. Und wenn ich jetzt etwas brauche, dann ein wenig Geborgenheit. Sonst zerreiße ich ganz einfach in Fetzen.
Das kann ich so gut nachvollziehen. In unserer Welt, die anscheinend immer verrückter wird, brauche auch ich diesen Rückzugsort. Nicht unbedingt in Kinderbücher, aber doch in meine Bücher."
Und während Berit und Nils während des Schreibens viel Wissenswertes über Bücher und die Literatur erfahren, erleben sie ein tolles Abenteuer, das darin gipfelt... aber nein, das verrate ich nicht. Das lest selbst.
Buchinfo
Ein Brief mit einer mysteriösen Nachricht, eine unheimliche Frau, die plötzlich überall auftaucht, und ein rätselhaftes Buch ohne Autor sorgen bei Nils und seiner Kusine Berit für Verwirrung. Die beiden gehen der Sache nach, notieren ihre Beobachtungen und tauschen sie per Tagebuch aus: Die Frau heißt Bibbi Bokken, sie bekommt unzählige Bücher per Post, die dann scheinbar spurlos verschwinden, und sie verfügt über eine "Magische Bibliothek", in der Bücher stehen, die erst noch geschrieben werden müssen. Immer neue Rätsel tauchen auf und die Kinder gewinnen immer mehr und mehr das Gefühl, Figuren in einem undurchschaubaren Spiel zu sein.
Buchbeginn
Liebe Berit,
schön, dass wir uns in diesem Sommer gesehen haben. Das war wirklich toll. Morgen fängt die Schule wieder an und ich kann nicht gerade behaupten, dass ich mich darauf freue. Da sind so viele kleine Gören. Aber egal, nächstes Jahr bin ich fertig damit und dann wechselt Nils Boyum Torgersen auf die Oberschule.
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